LP Loops
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Die Darstellung von logischen Kreisprozessen in Views

Kreisprozesse (Loops) sind ein interessantes logisches Phänomen. Für die Beschreibung von realen Phänomenen sind Kreisprozesse unverzichtbar. Wir zeigen hier an einem Beispiel, wie solche Kreisprozesse (Loops) mit den logodynamischen Mitteln von LDC dargestellt werden.




Was ist ein logischer Kreisprozess (Loop)?


Ein Loop ist ein bekanntes praktisches Problem beim Programmieren:


IF (A) THEN (B) AND

IF (B) THEN (A)


Wenn diese beiden Logik-Anweisungen in einem Computerprogramm oder einem anderen Algorithmus auftreten, dann "loopt" das Programm. Sobald A ausgeführt wird, muss auch B ausgeführt werden und wenn B ausgeführt wird, muss wieder A ausgeführt werden und dann gleich wieder B und so weiter. Die beiden Anweisungen rufen sich gegenseitig auf und zwar ad infinitum:


A B A B A B


Die Folge ist, dass das Programm - falls die Loop-Situation nicht aktiv verhindert oder unterbrochen wird - unendlich lang diese beiden Schritte ausführt. Von aussen sieht es dann aus, als würde es stehen bleiben, es hat sich "aufgehängt".




Reale Loops 

Die gleiche Art Loops tritt aber nicht nur in der Mathematik und in Computerprogrammen auf, sondern auch im realen Leben, d.h. in den Handlungen und im Denken von realen Menschen, mit anderen Worten, bei uns allen. 

Wenn die Folgen solcher Loops für uns negativ sind, sprechen wir von einem Teufelskreis. Doch Loops können sich nicht nur negativ auswirken, im realen Leben gibt es Situation, wo sich A und B auf durchaus positive Weise gegenseitig verstärken.


Loops in Logiksystemen

Konventionelle Logiksysteme, insbesondere FOL (First Order Logic = Prädikatenlogik ersten Grades) versagen in der Darstellung solcher realen Loops. Die klassische Logik ist dafür in ihrem Kern zu rigide. Das lässt sich nicht ändern. Auch Erweiterungen der Logik im Sinn der Modalen Logik oder der Fuzzy Logic können das Problem der Loops nicht verhindern. Die dynamische Logik (Logodynamik (inaccessible)) hingegen kann reale Loopverhältnisse einfach und gleichzeitig präzis beschreiben.



Eigenschaften eines logischen Kreisesprozesses (Loop)

1. Geschlossenheit

Logische Kreise sind geschlossene logische Zirkel, deren Elemente sich gegenseitig stärken (geschlossener Ring von Stärkungsrelationen).

B rüstet auf

B fühlt sich von A bedroht

A rüstet auf

A fühlt sich von B bedroht

View 1: Ein typischer Loop


2. Stabilität = Behauptung eines Systems in der Zeit

Durch die wechselseitige Verstärkung weisen solche Kreise eine grosse Stabilität auf. Das ist gleichbedeutend damit, dass sie sich in der Zeit mindestens für eine gewisse Dauer behaupten. Alles, was in der Realität existiert, muss sich in der Zeit behaupten, sonst existiert es nicht wirklich. 

Meine These ist, dass ein geschlossener logischer Kreis ist in jedem existierenden Gebilde eine Bedingung ist.




Sind Loops immer stabil?

Obwohl Loops die Tendenz haben, die Zeit quasi anzuhalten, dauern sie in der Realität nie für immer. Nichts existiert ewig. Die am Loop beteiligten Kräfte sind in Wirklichkeit immer in einem Kontext von weiteren Kräften eingebunden, die irgendwann den Loop auflösen.

Loops, ob positiv zu sehen oder ob Teufelskreise, lösen sich auf zwei Arten auf:

  • Eskalation
    - Es kommt zum "Show-Down", der definitiv die Situation ändert (z.B. 1945: Niederlage Hitler-Deutschland)
  • Deeskalation
    Die beteiligten Kräfte - z.B. die Player A oder B in View 1 -  ändern ihre Strategie:
    - Durch Einsicht in die eigene Schwäche
    - Durch Einsicht in die negativen Folgen der Eskalation
    - Durch Kräfte von aussen

Durch Eskalation oder Deeskalation kann der Zirkulus aufgelöst werden:

Eskalation

Loop Rüstungsspirale

Deeskalation

B fühlt sich von A bedroht

A rüstet auf

A fühlt sich von B bedroht

B rüstet auf

View 2: Eskalation und Deeskalation führen aus dem Loop heraus


Eine Eskalation führt die beteiligten Kräfte zu einer Erschöpfung. Um den Kreisprozess am Laufen zu halten, ist nämlich eine ständige Ressourcenzufuhr nötig, die bei einer Eskalation schnell an ihre Grenzen kommt.

Obwohl der Kreisprozess mit seinen konsequenten Verstärkungs-Relationen stabil erscheint, muss es wegen der Endlichkeit der Ressourcen letztlich zum Ende der Eskalation kommen. Ein unendliches Wachstum ist auch in keiner Loopsituation möglich.



Das Ende der Stabilität

Eine Eskalation unterbricht letztlich immer den Loop und kann z.B. so aussehen:

Destruktion von B oder A

Eskalation

Deeskalation

Ressourcen B

Rüstungsspirale

Ressourcen A

A fühlt sich von B bedroht

B rüstet auf

B fühlt sich von A bedroht

A rüstet auf

View 3: Eskalation des Loops und mögliche Folgen

In der oben gezeichneten View sind zwei Szenarien angedeutet: Die Eskalation kann z.B. durch die Erschöpfung der Ressourcen von B oder A zu dessen Destruktion führen. Zudem besteht weiterhin besteht die Möglichkeit, trotz fortgeschrittenem Konflikt, den Weg in die Deeskalation zu finden. In beiden Fällen wird der unausweichlich erscheinende Zirkulus vitiosus gebrochen.




Entstehung eines Loops

Wenn zwei Parteien am Teufelskreis beteiligt sind, gibt es meistens zwei Sichten des Geschehens, die von A und die von B.

Land A fühlt sich von Land B bedroht und rüstet deshalb auf

Land B fühlt sich durch die Aufrüstung von A seinerseits bedroht und hat seinerseits einen Grund zur Aufrüstung.

A

A rüstet auf

A fühlt sich von B bedroht

B rüstet auf

View 4: Die Sicht von A


Die Sicht von B ist reziprok:

B

A rüstet auf

B fühlt sich von A bedroht

B rüstet auf

View 5: Die Sicht von B

In der Realität treffen nun die Ansichten (Opinions) von A und B zusammen und bilden den Loop:

A

B

A rüstet auf

B rüstet auf

A fühlt sich von B bedroht

B fühlt sich von A bedroht

B rüstet auf

A rüstet auf

View 6: Der voll ausgebildete Loop


Oder einfacher geschrieben:

A fühlt sich von B bedroht

B fühlt sich von A bedroht

B rüstet auf

A rüstet auf

View 7: Einfache Darstellung des Loops

Wer hat angefangen? - Obwohl A wie B betonen werden, dass jeweils die Gegenseite angefangen hat, spielt der Anfang für den Fortbestand des Loops keine Rolle. Einmal in Gang gekommen, setzt er sich automatisch fort und für den Aussenstehenden ist es oft unmöglich herauszufinden, wo der Anfang liegt.




Cercle vicieux oder Cercle vertueux?

(Englisch: vicious cercle oder virtuous circle)

Im Deutschen kennen wir nur den Teufelskreis, ohne sein positiveres Ebenbild. Beide sind Loops - aber einmal wird der Effekt positiv, einmal negativ gesehen, identisch in beiden Fällen ist die Selbstverstärkung des einmal in Gang gekommenen Vorgangs. LDC stellt mit den Stärkt-Pfeilen () den Verlauf der Kräfte dar, ohne dass dabei eine Wertung gut/böse erfolgt. 

Die Wertung liegt nämlich nicht IM Loop, sondern UM den Loop herum. Wie wirkt sich der Loop nach aussen aus? Genau dies kann in LDC ebenfalls dargestellt werden, indem Relationen von den einzelnen Stationen (Argumenten) des Loops nach aussen führen oder indem der gesamte Loop als Entität nach aussen wirkt und Wirkung von aussen erfährt. In LDC wird dabei der Loop in eine Subview gegeben, welche die Entität darstellt.




Fazit: Offenes System

Ein Loop wie in View 6 oder 7 sieht unausweichlich aus. Hätten die Relationspfeile diesen Views die selbe Bedeutung wie IF-THEN-Relationen in der klassischen Logik, wäre der Kreisprozess in alle Ewigkeit nicht aufzuhalten. 

Das ist aber in der Realität nicht so. Deshalb ist die klassische mathematische, d.h. die statische Logik nicht geeignet, reale Prozesse vollständig abzubilden. 

Die dynamische Logik verzichtet darauf, das IF-THEN absolut zu sehen. Keine Folgerung ist absolut zwingend. Auch wenn sie noch so naheliegend ist, kann in Ausnahmefällen die erwartete Folge auch nicht eintreten.

Dies hat damit zu tun, dass das Bild (die View) nie vollständig ist. Stets können von aussen weitere Kräfte (Argumente) einwirken. Die Themen, die uns wirklich interessieren, sind immer Themen eines offenen Systems.