Flageolett: Wir erzeugen einen Oberton

Mathematiker müssen sich nicht an der Realität orientieren. Es reicht ihnen, wenn ihre Gedankenspiele logisch aufgehen. Musiker hingegen wollen ihre Mitmenschen erreichen, der reine Gedanken reicht nicht. Ebenso geht es Physikern. Eine Theorie gilt nur, wenn sie experimentell bestätigt werden kann.

Geht das auch bei Obertönen?

In der Tat gibt es ein sehr einfaches Experiment, das Sie selber durchführen können. Mit diesem Experiment erzeugen sie gezielt den ersten Oberton auf einer Saite. 



Bei diesem Experiment erzeugen sie einen sogenannten Flageolett-Ton. 

Legen Sie dazu den Finger leicht und möglichst genau auf die Mitte der Saite und zupfen sie die eine Hälfte der Saite an. Drücken Sie dabei nicht allzu fest auf die Saite und testen Sie die Position des Fingers, bis Sie genau die Mitte gefunden haben. Dann erklingt nämlich ein leiser, hoher Ton auf der Saite. Dies ist der erste Flageolett-Ton und er entsteht dadurch, dass die eine Hälfte der Saite genau mit einem Bauch schwingen kann, wie in der Abbildung oben dargestellt. Der Ton erklingt also genau mit der halben Bauchlänge der Grundschwingung auf der Saite - und dadurch ist seine Frequenz genau doppelt so schnell wie die Frequenz der Grundschwingung, nämlich eine Oktave höher.



Nehmen Sie nun den Finger von der Saite weg. Die ganze Saite schwingt nun mit zwei Bäuchen, wie oben dargestellt. Der hohe Flageolett-Ton bleibt. Sie haben dadurch den ersten Oberton aus der Saite herausgeholt, ohne den Grundton miterklingen zu lassen. 

Das gleiche können Sie auch mit dem zweiten Oberton machen, indem Sie mit dem Finger einen Drittel der Saite abgreifen und dadurch drei Bäuche zulassen. Dieser zweite Oberton ist schwieriger zu erzeugen und er erklingt leiser. Je höher die Obertöne sind, umso schwieriger zu erzeugen und umso leiser sind sie (siehe unten).

Obertöne können auch in Blasinstrumenten erzeugt werden - nämlich durch Überblasen.